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Schleuse Brienen - Zahlen-Daten-Fakten

Schleuse Brienen (Luftbildaufnahme 2012) Schleuse Brienen (Luftbildaufnahme 2012) Schleuse Brienen (Luftbildaufnahme 2012)

Schleusenkammer Blickrichtung Unterwasser (Aufnahme 2007) Schleusenkammer Blickrichtung Unterwasser (Aufnahme 2007) Schleusenkammer Blickrichtung Unterwasser (Aufnahme 2007)

Die heutige Schleuse Brienen wurde von 1907 bis 1910 errichtet und in den Jahren 1933 bis 1935 auf ihre heutigen Abmessungen ausgebaut. Beim Bau zeigte sich ein bedeutend schlechterer Baugrundzustand als vorher angenommen, da an dieser Stelle früher ein Deichbruch stattgefunden hatte. Das Konzept des Entwurfs musste daher den speziellen Baugrundverhältnissen angepasst werden. So wurden unter Anderem Ober- und Unterhaupt auf Holzpfählen gegründet und die Schleusenkammer als Flachgründung ausgeführt. Der durch die Schleuse mit dem Rhein verbundene Spoykanal erfüllt die Funktion der Vorflut des umgebenden Gewässernetzes und der Stadt Kleve. Sein Wasserstand wird bis heute über die Schleuse und bei hohen Rheinwasserständen über das 1927 errichtete Pumpwerk geregelt.

Nach mehreren kleineren Instandsetzungsmaßnahmen folgte 1979/1980 eine Grundinstandsetzung des Schleusenbauwerks. Festgestellte Wasseraustritte, Unter- und Umläufigkeiten sollten durch das Einbringen von Stahlspundwänden und anschließenden Verpressmaßnahmen unterbunden werden. Als Ursachen werden Mängel in der Konstruktion und der vorherrschende schlechte Baugrund vermutet. Bei der Bauausführung der Maßnahme kam es zu einem hydraulischen Grundbruch, der die schwierige Baugrundsituation unterhalb der Schleusensohle verschärft. Dem wurde mittels weiterer Verpressmaßnahmen entgegengewirkt.

In den 1990er Jahren wurden unter anderem neue Nischenpoller eingebaut. Außerdem wurden Stahlwasserbau- und Maschinenbauteile des Schleusenbauwerks instandgesetzt. An diesen Anlagenteilen wurden 2008, im Rahmen der Automatisierung der Wasserhaltung (Schützsteuerung) und der vollständigen Erneuerung der Antriebe der Rollkeilschütze (Elektrohubzylinder), erneut Reparaturen durchgeführt. Im Jahr 2012 folgte eine weitere Grundinstandsetzung. Insbesondere wurden Sanierungsmaßnahmen an den Toren durchgeführt, wobei das Hochwasserschutztor am Unterhaupt als nicht sanierungsfähig eingestuft werden musste und außer Betrieb ging. Trotz der durchgeführten Maßnahme musste die Nutzung der Verschlusskörper auf maximal zwei Jahre beschränkt werden, was zu einer endgültigen Stilllegung der Schleuse im Jahr 2015 führte.

Die im März 2017 fertiggestellte Gutachterliche Stellungnahme zum baulichen Zustand und Standsicherheit der Schleuse des Ingenieurbüros DOMKE Nachf. (IDN) aus Duisburg kam zu folgenden Schlüssen: Das Gesamtbauwerk befindet sich in einem „ungenügenden Bauwerkszustand“, d.h. Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Gebrauchstauglichkeit sind erheblich beeinträchtigt bzw. schon nicht mehr gegeben. Die Massivbaukonstruktion weist eine Vielzahl an Schäden und Mängeln auf. Zwar gibt es augenscheinlich keine konkreten Anzeichen für ein akutes Versagen einzelner Bauteile, jedoch wird aufgrund der kontinuierlich anzunehmenden Abnahme der inneren Festigkeit und der nicht gewährleisteten Sicherheit gegen Um- / Unterströmung von einer „latenten Gefährdung“ ausgegangen. Eine Wiederinbetriebnahme des Schleusenbetriebs ist aufgrund des grenzwertigen baulichen Zustandes und der Standsicherheit mit nicht zu verantwortenden Restrisiken behaftet und wird daher als nicht möglich eingeschätzt. Sanierungsmaßnahmen an den Schleusenbauteilen zur Verlängerung der Standzeit bzw. zur Wiederinbetriebnahme des Schleusenbetriebs werden als wenig zielführend angesehen, da damit die vorhandenen Defizite und Mängel in der Konstruktion nicht zu beheben sind und der zu erwartende enorme finanzielle Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem zu erwartenden volkswirtschaftlichen Nutzen steht.

Darstellung der Schleusenstatistik von 2004 bis 2013 Darstellung der Schleusenstatistik von 2004 bis 2013 Darstellung der Schleusenstatistik von 2004 bis 2013

Die Sperrfunktion der Schleuse im Hochwasserfall des Rheins ist nach Einschätzung des Ingenieurbüros IDN dauerhaft durch die vorhandenen „unsicheren“ Baugrundverhältnisse, in denen die Schleuse steht, und die Dichtigkeitsprobleme in den Kontaktzonen Bauwerk / Baugrund, insbesondere unter der Schleusensohle, nicht sichergestellt. Hier besteht eine latente Gefährdung bei extremen Hochwasserereignissen des Rheins. Diese Einschätzung wurde durch 2018 durchgeführte Baugrunderkundungen im Schleusenbereich bestätigt. Des Weiteren ist das Hochwasserschutztor am Unterhaupt abgängig und musste bereits 2012 endgültig außer Betrieb genommen werden. Der Hochwasserschutz muss derzeit durch einen doppelten Dammbalkenverschluss sichergestellt werden. Im Jahr 2018 mussten die Tornischen verfüllt werden um für die Dammbalken eine sichere Auflagersituation zu schaffen und somit den Hochwasserschutz aufrecht zu erhalten.

Der Hochwasserschutz und die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der Hochwasserschutzanlagen sind stets prioritär zu gewährleisten. Im Bereich der Schleuse Brienen besteht im Hinterland ein immenses Schadenspotential. Für den Hochwasserschutz stellt die Schleusenanlage derzeit einen Schwachpunkt dar, was das Auftreten von Umläufigkeiten und Sickerwasseraustritten im Schleusenbereich belegt.

Nur durch den Rückbau der Schleuse kann für den Hochwasserschutz in diesem Bereich eine sichere Situation geschaffen werden. Da keine Bauteile im Untergrund verbleiben, können etwaige Umläufigkeiten im Untergrund komplett eliminiert werden. Ein geotechnisches undefinierbares Restrisiko beim Verbleib von Bauwerksbestandteilen im Untergrund wird somit beseitigt. Diese Umsetzung findet sich in den Planungen zum neuen Deichbau wieder.

Hinsichtlich des möglichen Einbaus einer Sportbootschleuse in die vorhandene Schleusenkonstruktion kommt das Ingenieurbüro IDN 2017 zu folgendem Schluss: Es ist davon auszugehen, dass die vorhandenen tragenden Bauteile aufgrund ihres Alters und Zustandes nicht in die neue Konstruktion als tragende Elemente einbezogen werden können, d.h. die neuen Bauteile einer Sportbootschleuse müssen unabhängig von den vorhandenen Bauteilen standsicher ausgeführt werden. Eine bauzeitige Nutzung der alten Schleuse „als Baugrubensicherung“ wäre denkbar, würde allerdings die Risiken hinsichtlich der Baugrundsituation nicht beheben. Es müsste versucht werden den Hochwasserschutz mit Zusatzmaßnahmen (z. B. Dichtwände im Deichkörper) sicherzustellen.

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