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Langzeituntersuchung der Avifauna am Mittelrhein

Das WSA Rhein hat eine Studie zur Erfassung der Vogelwelt (Avifauna) in Auftrag gegeben. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich von Budenheim bei Mainz bis zur Mäuseturminsel bei Bingen.

Im Rahmen des Projektes „Abladeoptimierung der Fahrrinnen am Mittelrhein“ aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030 hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein (WSA) eine Studie zur Erfassung der Vogelwelt (Avifauna) im Bereich des Inselrheins in Auftrag gegeben. Die Untersuchung wird durch erfahrene Ornithologen eines Planungsbüros durchgeführt. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich von Budenheim bei Mainz Rhein-km 508,0 bis zur Mäuseturminsel bei Bingen Rhein-km 530,40.

Für die Avifauna ist das Gebiet ein besonders wertvoller Bereich, da es sich durch zahlreiche potentielle Brut- oder Rastplätze auszeichnet. Insbesondere die sieben Rheininseln, werden von vielen Watvögeln (Limikolen) und Wasservogelarten als Nahrungsraum, Ruhestätte und teilweise Brutplatz genutzt. Die Hartholz- und Weichholzauenbereiche dienen als wertvolle Brutplätze von anspruchsvollen Kleinvogel- und Spechtarten. Sandbänke, Schlammflächen sowie Stillwasserbereiche hinter Leitwerken sind wesentliche Rast- und Nahrungsgebiete. Typische Rastvögel sind Graugänse, Flussseeschwalben oder Flussuferläufer. Nebenrinnen, Auenbereiche, Röhrichte, Äcker sowie Laubmischwälder sind Strukturen, die zur Vielfalt des Gebietes beitragen. Die besondere Bedeutung des Gebietes spiegelt sich auch in der vorhandenen Schutzgebietskulisse wider. Diese umfasst zwei Vogelschutzgebiete, sechs Flora-Fauna-Habitat-Gebiete (Europäischer Schutzstatus), acht Naturschutzgebiete und zwei Landschaftsschutzgebiete.

Zunächst werden ab August bis Anfang April die Rastvögel und Wintergäste für 2022/2023 erfasst und von März bis Juli 2023 erfolgt eine Erfassung der Brutvögel. Im darauffolgenden Jahr werden die Untersuchungen wiederholt. Eine mehrjährige Erfassung ist sinnvoll, um das Vorkommen der Vögel bei unterschiedlichen Wasserständen, Witterungslagen und Lebensraumverfügbarkeiten festzustellen. Die Erfassung der Rastvögel und Wintergäste erfolgt von verschiedenen Beobachtungspunkten aus, die über das gesamte Untersuchungsgebiet verteilt sind. Bei der Festlegung dieser Punkte werden verschiedene Sichtweiten innerhalb von Wäldern, im Offenland sowie auf den Wasserflächen berücksichtigt. Es werden die Arten, die Größe der Bestände, Verhaltensbeobachtungen sowie die Haupt-An- und -Abflugrichtungen erfasst.
Im Rahmen der Erfassung der Brutvögel werden zunächst Horste und Nester von Greif- und Großvögeln kartiert, die im weiteren Verlauf der Untersuchungen regelmäßig kontrolliert werden. Die potenziell sensiblen Bereiche für Brutvögel auf einer Fläche von ca. 1.215 ha, insbesondere die Inseln, werden besonders intensiv und kleinräumig untersucht. Das restliche Gebiet von ca. 1.570 ha wird mittels Stichprobenflächen kartiert.

Die Ergebnisse werden analysiert und es erfolgt eine Bewertung des Untersuchungsraums. Diese soll deutlich machen, wo sich die Schwerpunkte der Brutplatz- sowie Rastplatzvorkommen mit wertvoller Bedeutung befinden. Daraus ist abzuleiten, auf welche Art und welche Intensität von Störungen die Vögel besonders sensibel reagieren würden. Die Analyse fließt schlussendlich in die Planungen sowie die Ausgestaltung der Maßnahmenumsetzung am Mittelrhein ein.